Artikel
Weiterhin keine Lohngleichheit in Sicht!
Trotz gesetzlicher Verpflichtung zu Lohngleichheit bestehen in der Schweiz weiterhin Lohnunterschiede zwischen den Geschlechtern
Abstract
Autorin: Iris Glockengiesser
Bedeutung für die Praxis:
- Die Lohnunterschiede zwischen den Geschlechtern in der Schweiz sind leicht rückläufig.
- Auf allen Ebenen braucht es weiterhin gezielte Bemühungen, um die Lohnunterschiede abzubauen.
Die Lohngleichheit ist eine zentrale Forderung der Gleichstellung. Sie ist vom Übereinkommen zur Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau CEDAW (Art. 11) sowie z.B. auch von der ILO-Konvention Nr. 100 (Gleichheit des Entgelts) gefordert und in der Bundesverfassung (Art. 8 Abs. 3) und auf Gesetzesebene im Gleichstellungsgesetz verankert. Trotzdem halten sich geschlechtsspezifische Lohndifferenzen hartnäckig, wie die neuesten Zahlen des BFS für 2010 zeigen. Erfreulicherweise haben die Unterschiede 2010 wieder abgenommen, nachdem sie zuvor erneut leicht angestiegen waren.
Frauen haben 2010 im Privatsektor 18.4% weniger als Männer verdient und im öffentlichen Sektor 12.1%. Die Lohnunterschiede steigen mit dem Bildungsniveau und der beruflichen Stellung deutlich an: So verdienen Frauen mit Hochschulabschluss im Privatsektor 24% und im obersten und oberen Kader 29% weniger als Männer. Der Unterschied bei Personen mit Lehrabschluss liegt dagegen bei 10% und im untersten Kader bei 12%. Umgekehrt sind die Frauen am unteren Ende der Lohnskala klar übervertreten: 19.1% der Frauen hatten 2010 ein Einkommen, das einem Bruttolohn von weniger als SFr 3’968.- bei einem vollen Erwerbspensum entspricht. Der Anteil der Männer liegt mit 6.9% deutlich tiefer.
Laut BFS sind die Lohnunterschiede hauptsächlich durch geschlechtsspezifische Unterschiede in den Erwerbsläufen und zum kleineren Teil durch nicht weiter erklärbare Diskriminierung bedingt. Obwohl für das Jahr 2010 keine Zahlen zur Lohndiskriminierung ermittelt wurden, kann davon ausgegangen werden, dass sich diese Zahlen seit 2008 nicht wesentlich verändert haben. Das BFS bezifferte im Jahre 2008 den diskriminierenden Anteil des Lohnunterschiedes zwischen den Geschlechtern für die Privatwirtschaft mit 38.9% und für den öffentlichen Sektor mit 19.7%.
Wenn die geschlechtsspezifischen Lohnunterschiede künftig im gleichen Tempo abnehmen wie bisher, wird eine Gleichstellung erst in einigen Jahrzehnten erreicht sein. Insbesondere die grosse Differenz zwischen den Löhnen im oberen Lohnsegment verbunden mit der Tatsache, dass weitaus mehr Frauen mit Tieflöhnen auskommen müssen, bleibt somit ein grosses Hindernis auf dem Weg zur Gleichstellung der Geschlechter.
Weiterführende Links und Dokumente:
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BFS Gleichstellung von Frau und Mann – Daten, Indikatoren: Löhne
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BFS Gleichstellung von Frau und Mann – Löhne in der Privatwirtschaft
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BFS Gleichstellung von Frau und Mann – Löhne im öffentlichen Sektor
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Vertiefte Analyse der Löhne von Frauen und Männern anhand der Lohnstrukturerhebung 2008
im Auftrag des Bundesamts für Statistik und des Eidgenössischen Büros für die Gleichstellung von Frau und Mann