Studien & Gutachten

Integration in Liechtenstein

SKMR-Studie untersucht sozioökonomische Potenziale und Spannungsfelder

Abstract

Liechtenstein ist heute ein Einwanderungsland. Durch Arbeitsmigration und Familiennachzug haben sich zahlreiche Zugewanderte im Fürstentum nieder­gelassen. Wie gut gelingt ihre Integration? Das SKMR hat den rechtlichen Rahmen untersucht, Statistiken analysiert und mit Migrierten wie Fachleuten gesprochen.

Publiziert am 30.06.2020

Die Studie "Integration in Liechtenstein: Sozioökonomische Potenziale und Spannungs­felder" des SKMR untersucht, wie gut die Integration von Zugewanderten in Liechtenstein gelingt, welche Herausforderungen weiterhin bestehen, und zeigt zuhanden der liechtensteinischen Behörden Handlungs­möglichkeiten auf. Die Perspektive der Migrantinnen und Migranten bildete dafür eine zentrale Grundlage; sie wurde in Gruppen- und Einzelinterviews mit 36 Zugewanderten, zwölf Fachleuten und zusätzlichen informellen Kurzgesprächen erhoben. Die Studie wurde im Auftrag des Ministeriums für Gesellschaft und des Vereins für Menschenrechte Liechtenstein und in Kooperation mit der FHS St.Gallen erstellt.

Zugewanderte fühlen sich unterschiedlich willkommen

Migrantinnen und Migranten fühlen sich im Allgemeinen in der Nachbarschaft, am Arbeitsplatz, bei Behördengängen und Freizeitaktivitäten akzeptiert. Wie sie von der Mehrheitsbevölkerung aufgenommen werden, hängt aus Sicht der Befragten von ihrem Hintergrund ab: Während deutschsprachige und/oder hellhäutige Personen sich zumeist gut akzeptiert fühlen, berichten Personen mit nicht-deutscher Muttersprache, Musli­minnen und Muslime oder dunkelhäutige Menschen mitunter von ablehnenden Reaktionen.

Erfolge auf dem Arbeitsmarkt und beim Spracherwerb

In gewissen Bereichen kann Liechtenstein Erfolge vermelden: So sind Zugewanderte nicht übermässig von Arbeitslosigkeit betroffen. Insbesondere Personen aus Drittstaaten und Südeuropa berichten jedoch von Benachteiligungen wie prekären Arbeits­bedin­gungen oder Diskriminierung. Dank dem in den letzten Jahren stark ausgebauten Angebot an Sprachkursen ist die sprachliche Integration offenbar erfolgreich.

Noch keine Chancengerechtigkeit in der Schule

Eine Herausforderung besteht im Bereich der Bildung. Die Bildungschancen der Kinder haben sich in den letzten Jahren zwar verbessert. Trotzdem bestehen in der Wahr­nehmung der befragten Migrantinnen und Migranten schlechtere Bildungs­voraussetzungen und teilweise unbewusste Defizitannahmen bei den Lehrpersonen. Diese führen unter anderem dazu, dass Kinder mit Migrationshintergrund ihr Potenzial nicht in gleichem Masse entfalten können wie einheimische.

Religiöse Pluralisierung als kulturelle Herausforderung

Im stark katholisch geprägten Liechtenstein erwarten Zugewanderte muslimischen Glaubens mehr Offenheit z.B. gegenüber Kopftuchträgerinnen. Im Sinne einer gleichberechtigten Teilhabe am gesellschaftlichen Leben wünschen sie sich zudem beispielsweise Bet- und Fastenmöglichkeiten am Arbeitsplatz, grössere Gebetsräume oder muslimische Grabfelder.

Aufgezeigte Handlungsoptionen und Stellungnahme der Begleitgruppe Integrationsstrategie

Am Ende skizziert die Studie zuhanden der Behörden von Liechtenstein Handlungs­möglichkeiten. Unter anderem werden die Etablierung einer profilierten Integrations­fachstelle und eine systematische Erstinformation von Neuzuziehenden empfohlen. Der Studie angefügt ist eine Stellungnahme der Begleitgruppe Integrations­strategie Liechtenstein, die die Empfehlungen im Grundsatz begrüsst.

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